Jérôme Clerc ist alter und neuer Schweizermeister

Beim Segeln ist der beste Weg ins Ziel selten eine gerade Linie. Das bewies auch Jérôme Clerc an der diesjährigen Volvo Match Race Cup Serie: gute Platzierung in Zürich, Formeinbruch in Genf und dann doppelter Triumph in Romanshorn.

Der amtierende Schweizermeister hat eine spannende Saison hinter sich. Verschiedene Bootstypen, verschiedene Regattaformate, Salz- und Süsswasser – Clerc ist kein reiner Spezialist im Match Racing, sondern ein extrem vielseitiger Segler. “Das Match Race Know-how hilft uns bei den D35-Regatten, Erfahrungen aus allen Rennen mit Multi- und Monohulls ergeben wieder neue Tricks beim Duellieren,” sagt der frischgebackene Schweizermeister, der damit auch die Volvo Match Race Cup Tour gewann und jetzt in St. Moritz auf die Weltelite treffen wird. In den Round Robin Regatten verlor Clerc nur einen einzigen Match gegen Nachwuchstalent Max Trippolt, der nach Abschluss der Vorrunde auf Platz 1 die Rangliste anführte. Doch mit diesem Überraschungssieg kam ebenso der Erfolgsdruck. Auch Alexa Bezel kannte das ungeschriebene Gesetz, dass der Round Robin Sieger selten im Finale auftrumpfen kann – in Genf war ihr nämlich genau das passiert. In Romanshorn startete sie als Drittplatzierte in die Finalrunde und die “Chicas” liessen Newcomer Trippolt und seinen Mannen mit 3:0 keine Chance. Ebenso wenig zu lachen hatte Michel Vaucher, der vom zukünftigen Schweizermeister Clerc ebenfalls 3:0 abgefertigt wurde.

Ein Bilderbuch-Sommertag bot dann für die Finalmatches den idealen Rahmen. Bereits um 8 Uhr waren am Sonntag Segler, Schiedsrichter und Organisatoren auf dem Wasser. In den Tagen zuvor hatte sich diese Earlybird-Strategie als lohnend erwiesen, denn dank der pünktlichen Morgenbrise konnte das dichte Rennprogramm der Schweizermeisterschaft problemlos realisiert werden. Leider war die sonntägliche Brise nicht so ausgeprägt, doch die blu26 benötigen nur wenig Knoten Wind und die Finalmatches konnten gestartet werden. Die erste Runde ging an Clerc, das zweite Match ging an Bezel – unter heftigen Protesten von Clerc’s Crew. Bezeichnenderweise stammen beide Teams aus dem Genfer CER (Centre d’Entraînement à la régate), kommen also aus der gleichen Schule und kennen sich aus Trainings und Übungsregatten in- und auswendig. Knisternde Spannung am Start zum dritten Lauf: Clerc kommt etwas besser weg, Bezel bleibt ihm dicht auf den Fersen. Das Klicken der Winschen bei der Feineinstellung der Genuas ist zu hören, volle Konzentration steht in den Gesichtern, alle Register des Gewichtstrimms werden gezogen. Nach einer Serie von Wenden wählt Bezel einen anderen Bug und bleibt prompt in einem Windloch liegen. Der Schreck dauert nur kurz, doch das erlaubt Clerc, sich ein paar Meter abzusetzen. Es sind die entscheidenden paar Meter, denn er rettet diesen Vorsprung bis ins Ziel. Für Alexa Bezel und ihre Crew hätte es etwas mehr Wind für eine erfolgversprechende Aufholjagt gebraucht.

An der Siegerehrung freute sich Jérôme Clerc dann über den offiziellen Titel von Swiss Sailing als „Match Race Schweizer Meister“ der jährlich durchgeführten Volvo Match Race Cups und Team Bezel strahlten als Vizemeister in die Kameras. Beim Kampf um Platz 3 setzte sich der alte Hase Vaucher gegen Trippolt durch, der mit viel neugewonnener Erfahrung im Gepäck nach Hause fährt. Denn genau dafür ist die von Volvo Automobile gesponserte nationale Match Race Tour ausgelegt: als Plattform für junge Talente, die sich im Rahmen eines Grade 3 Events gemäss den Bestimmungen von Swiss Sailing und des internationalen Segelverbands ISAF messen und bewähren können. So werden 2013 Zürich, Genf und Romanshorn wieder Austragungsorte der des Volvo Match Race Cups sein ­– und wo hoffentlich viele Clerc-Herausforderer für den Schweizermeistertitel an den Start gehen werden. Bericht: Stefan Detjen, Bilder volvomatchracecup.ch.

www.volvomatchracecup.ch